Alte und neue Sebastianskapelle |
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Die Sebastianskapelle steht
am südlichen Ortsrand unmittelbar neben dem Friedhof. Früher war dieser ziemlich
weit außerhalb Ortsetters gelegen, jetzt liegt er unmittelbar am Ortsrand. Die
Kapelle ist nicht mit dem Friedhof zusammen errichtet worden, sondern erst in
den Dreißigerjahren als Ersatz für die im Hart etwa 2 km westlich des Ortes
gelegene Kapelle errichtet worden. Diese war im Dezember 1936 abgebrochen
worden, um den Ausbau des Truppenübungsplatzes zu ermöglichen.
Nachdem bereits im März 1937 Bürgermeister Sessler eine Sammlung für einen Ersatzbau initiiert hatte, beschloss der Gemeinderat, die Baukosten zu übernehmen und die Benutzung der neuen Kapelle der Kichengemeinde zu übertragen. Der Erzbischöfliche Baurevisor Albert Deutschmann in Sigmaringen plante den Kapellenbau, der von den örtlichen Handwerkern teilweise unentgeltlich durchgeführt wurde. Am 31. Juli 1938 wurde die Kapelle dann kirchlich eingeweiht.
Die Sebastianskapelle beherbergt neben anderen Werken den aus der Pfarrkirche stammenden (s.u.) Kreuzweg von Lukas Flöß (1751 bis 1834) aus dem Jahre 1801. In der Nacht zum 7. April 1979 wurde die noch aus dem 17. Jahrhundert stammende Christusfigur vom Kreuz über dem Altar entfernt und entwendet.
Die alte Sebastianskapelle war dem Bericht des ehemaligen Pfarrers Bumiller zufolge wohl von Bewohnern des ehemaligen Dorfes Weinitz errichtet worden. Dieses Dorf könnte in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges untergegangen, möglicherweise auch der Pest zum Opfer gefallen sein. Über seine tatsächliche Existenz ist nichts bekannt. Die Kapelle scheint lange Zeit unbenutzt gewesen zu sein, bis Pfarrer Bumiller begann, sich um das Kirchlein zu kümmern. Die von ihm begonnene Pfarrchronik bemerkt dazu: Im Jahre 1873 wurde auf Anregung des Pfarrers ein neues Bild des heiligen Sebastian (nach dem das alte ganz morsch und zerfallen war) durch Bildhauer Schilling von Straßberg verfertigt und die Kosten mit etwa 42 Gulden von zwei hiesigen Bürgern (Johann und Karl Miller) bezahlt. Auch wurde zu gleicher Zeit das dortige Marienbild renoviert und durch den Zimmermeister Holdenried ein Gitter vor den Altar, zu dessen Schutz, unentgeltlich aufgestellt. Von dem Maurer A. Langenstein wurde 1873 die Kapelle frisch getüncht und die Bilder an der Mauer befestigt, ebenfalls unentgeltlich. Im Jahre 1877 wurde von Seite einzelner Bürger bei dem Pfarrer und dem Kirchenvorstand wiederholt der Antrag gestellt, es möchte auf die Sankt Sebastianskapelle ein Glöckchen angeschafft werden. Da aber diese Kapelle eigentlich der Gemeinde gehört und weder die Heiligenpflege noch der Kirchenbaufond eine diesfallsige Verpflichtung hat, so wurde zu dem gedachten Zwecke vom Pfarrer zu milden Beiträgen aufgefordert, welche Schwanenwirt D. Gaiser, derzeit Vorsitzender des Kirchenvorstandes, einkassierte und eine Liste darüber führte. Eingegangen sind ungefähr 140 Mark.
Das Holz zum Türmchen wurde von dem Ortsvorstande unentgeltlich übergeben und mehrere Zimmerleute, Schmied und Maurer arbeiteten umsonst daran. Das Glöcklein wurde von Glockengießer Engel in Ebingen gegossen mit der Umschrift: Heiliger Joseph, heiliger Wendelin bittet für uns; es kostete 105 Mark. Das Beschlagen des Turmdaches mit Zinkblech durch Flaschner Schmid in Ebingen kostete 31 Mark. Im Ganzen belaufen sich die Ausgaben auf 150 Mark. Am Sonntag, den 17. Juni war endlich alles fertig, dass die Glocke geweiht und aufgehängt werden konnte. Am Nachmittag nach der Vesper bewegte sich daher eine große Prozession zu der Kapelle, denn alles war begierig, die Sache zu sehen. Es wurde nun das Glöcklein in Vollmacht des Bischofs von dem Pfarrer R. Bumiller feierlich eingeweiht. Nach gehaltener Anrede an die Versammelten wurde dasselbe aufgehängt und dann geläutet, währenddessen drei Vater zu ehren der drei heiligen Patrone: des heiligen Sebastian, Joseph und Wendelin gebetet wurden. Die Hofbewohner haben das Läuten des Glöckleins zum englischen Gruß unentgeltlich übernommen. Zu der heiligen Sebastianskapelle finden jährlich drei festgesetzte Prozessionen statt, nämlich an Kreuz Erfindung, am Dienstag in der Bittwoche und am 16. Juli, an letzterem Tage besonders, um vor Hagel verschont zu werden. Es wird dann jedes Mal in der Kapelle eine Litanei gebetet, dann geht man zurück in die Pfarrkirche, wo erst die heilige Messe folgt. Im Jahre 1889 wurden die alten Kreuzwegtafeln aus der Kirche in die Sebastianskapelle gebracht. Die Pfarrchronik dazu: Da die alten Stationen in der Kirche sehr unansehnlich und klein waren und nicht mehr in die ganz erneuerte Kirche passten, so wurden sie nicht mehr in derselben aufgehängt, sondern für die S. Sebastianskapelle bestimmt. Pfarrer R. Bumiller stiftete dafür vor seinem Abgange von der Pfarrei (...) 14 neue schöne Stationen, welche von Maler Bertz in München verfertigt wurden und 160 M. kosteten. |
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